Ich habe heute 2 Dinge gelernt: traue deinem Navi nicht blind oder wenn doch, hark es als Abenteuer ab und mach das Beste draus ?
Doch von Anfang an….
Ich war ja einige Tage in Athen bei meiner Schwägerin. Am Wochenende waren wir dort auf der großen Demo bzgl des Namens Macedonia, waren in der Altstadt und haben tolle Cafés besucht. Wir waren Abends essen, tagsüber und auch nachts habe ich sehr viel gearbeitet, aber sonst auch das Gewusel einer griech. Großstadt genossen. Ich mag das ja, wenn sich das Leben viel auf der Straße abspielt und nicht nur hinter Mauern. Doch nach 5 Tagen Großstadt und Wohnung und ohne Freiheit war es dann doch genug und ich wollte wieder auf die Straße. Ja, so schnell kann man sich an dieses Leben gewöhnen ?
Nachdem mir dringend ans Herz gelegt wurde Monemvasia zu besuchen, sollte das also mein nächster Plan sein. Griechenland hat toll ausgebaute Autobahnen, die aber leider auch sehr teuer sind, vor allem, wenn das Fahrzeug über 2m Höhe hat, dann wird man fast schon als LKW abgerechnet. Nein, das wollte ich nicht bis ganz runter in den Süden des Peloponnes bezahlen. Mir reichte schon die Strecke bis Nafplion mit 20€ Gebühren. Dort blieb ich nochmal für zwei (sehr regenreiche) Nächte und machte mich dann gestern Mittag auf den Weg den südlichen Peloponnes zu erkunden. Mein Navi sprach von 190km, die Hälfte wollte ich an einem Tag machen, die andere Hälfte dann am Nächsten. Das Wetter war wieder relativ gut und die ersten 80km als Küstenstraße mit unglaublich schöner Aussicht waren einfach wundervoll. Es ging immer etwas rauf aber dann auch wieder runter ans Meer. Bevor es dunkel wurde wollte ich mir noch einen Übernachtungsplatz suchen, kam dann in ein Dorf, wo alles so eng wurde, dass Erinnerungen an meine MRT-Untersuchung hoch kamen. Also nur weg hier, lieber raus auf die Straße und irgendwo draußen einen Parkplatz finden als hier in der Röhre fest zu stecken.
Inzwischen war es aber fast dunkel und der Weg führte weg von der Küste – mitten rein ins Gebirge ? Immer weiter ging es bergauf, Serpentine um Serpentine, inzwischen setzte auch Regen ein, es war ein Traum, naja eher Albtraum. Mal ging es rechts steil runter, mal links, und auch wenn ich nicht viel sehen konnte, machte mir das doch etwas Angst. Nein, da würde ich nachts kein Auge zumachen, wenn ich hier stehen bleiben würde. Also lieber weiter fahren, immer weiter hoch. Irgendwann war ich dann bei 1100m Höhe, der Tank nicht mal mehr 1/4 voll und aus dem Regen wurde langsam Schnee. Na ganz toll! Ein leichter Anflug einer Panikattacke machte sich breit. Dann das Ortsschild von Kosmas und direkt da ein schmaler Streifen zum Stehenbleiben. Das war‘s, hier würde ich mich heute nicht mehr wegbewegen. Nachdem die Außentemperatur nur noch 2 Grad betrug, erstmal Heizung an, dann heißen Tee gekocht und mich selbst etwas beruhigt. Draußen tobte das Wetter, Gewitter, Hagel, Eisregen, Schnee, alles was man sich nur so vorstellen kann. Aber ich habe die Nacht gut und relativ warm überstanden und wurde morgens von blauem Himmel und Sonnenschein begrüßt. Und von verschneiten Straßen!
Hier oben in den Bergen gibt es keine Salzstreuer, höchstens ein Pkw mit einer Schaufel, der den gröbsten Schnee bei Seite räumt – und eine Eisschicht unten drunter hinterlässt. Ich beschloss noch ein paar Stunden zu warten, denn die doch relativ starke Sonne würde ihre Arbeit bis zum Mittag schon machen. Also fuhr ich ein paar hundert Meter bis zum Marktplatz des Dorfes wo auch ein bisschen Leben war. Die kleinen Straßen und Gassen hatten sich inzwischen durch die einsetzende Schneeschmelze in kleine Wasserfälle und Bäche verwandelt. Ein kleiner Krämerladen war offen und eine alte Frau rief mich gleich rein, als ich dort vorbei ging. Drinnen gab es einen Ofen und es war relativ warm. Aber der Boden…. omg… auch da floss ein kleiner Bach durch ? Ich erfuhr, dass das immer so sei, wenn es regnet oder schneit, das Wasser kommt direkt aus der hinteren Mauer in den Laden rein und fließt durch ein kleines Loch unter der Türe wieder auf die Straße raus. Unfassbar…. Ich kaufte frisch gebackenes, noch warmes Brot und etwas Käse, unterhielt mich ein bisschen mit dem Besitzer und lies mir den besten Weg beschreiben, wie ich wieder runter ins Tal kommen würde. Mir wurde versichert, dass nur hier oben Schnee liegt, kurz nach dem Dorf ist damit Schluss, das beruhigte mich doch ein wenig. Ich ging noch auf einen Kaffee in eine Taverne, spielte mit ein paar Katzenkindern und machte mich dann auf den Weg abwärts ins Tal.
Die Abfahrt war dann wirklich wunderschön. Eine perfekte trockene Straße, meistens nur geradeaus, ziemlich alleine zwischen den Bergen, ab und an eine Ziegenherde und zunehmend wärmer je näher ich dem Tal kam. Nur meine Tankanzeige machte mir noch etwas Sorge, das kleine Licht daneben sagte mir, dass ich dringend eine Tankstelle brauchte. Die gab es zum Glück im ersten Dorf unten im Tal. Dort arbeitete ein Junge von ca 16 Jahren (in Griechenland ist Selbstbedienung an Tankstellen eher die Ausnahme als Regel), der mich neugierig befragte, woher ich komme, wie lange die Fahrt von Deutschland gedauert hat, ob mir nicht langweilig wäre so ganz alleine und und und. Man sah ihm seine Sehnsucht förmlich an, endlich aus diesem abgeschiedenen Dorfleben ausbrechen zu können und die Welt zu erleben.
In solchen Momenten wird mir immer klar, welches Glück ich habe, dass ich meine Träume leben kann.
Ab da an, war der Rest dann ein Kinderspiel. Naja, bis auf die paar Strassen die durch die Regen und Schneeschmelze inzwischen zu reißenden Fluten oder im besseren Fall zu einem See geworden waren und die mich zwangen nochmal umzukehren und eine andere Route zu wählen. Das passiert einem im Sommer jedenfalls nicht 😉 Aber ich weiß wie dringend das Land das Wasser des Winters benötigt um im Sommer halbwegs über die Runden zu kommen. Gerade der Peloponnes ist voll mit unvorstellbar riesigen Orangen- und Olivenbaum-Feldern, die wollen auch im Sommer bewässert werden.
Tja, und dann war ich endlich da: vor mir lag die Insel Monemvasia. Was ich dort zu sehen bekam, nahm mir förmlich den Atem, so unglaublich schön ist es. Eine Brücke verbindet den Felsen mit dem Festland, man kann mit dem Auto rüber fahren, ich lies den Dino aber auf der Landseite und ging zu Fuß rüber. Nach einem Fußmarsch von ca 20 Minuten steht man dann vor dem Eingangstor in der Stadtmauer. Ich habe ja schon viele Orte mit Stadtmauern gesehen (allen voran meine Lieblingsstadt Visby) aber das ist so unglaublich toll hier, man fühlt sich sofort in eine der Städte aus Game of Thrones versetzt, wie eine Kulisse für einen Historien- oder Fantasy-Film. Schaut euch am besten die Fotos an, mit Worten ist das nur schwer zu beschreiben. Eine ganze Weile lief ich durch die Gassen, kletterte Treppen rauf und an anderer Stelle wieder runter, genoss die warme Sonne und den unglaublichen Blick über das Meer. Alles war sehr einsam und leer jetzt im Winter, nur allzu gut kann ich mir jedoch vorstellen, wie es hier im Sommer zugehen muss. Nach einem Kaffee mit WLAN und Meeresblick genoss ich noch ein wenig die Stadt im Dämmerlicht, bevor ich mich zurück zum Dino machte. Morgen möchte ich noch einmal hin ?
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Monemvasia! Ein Traum! Und du bist auch GoT- Fan!!! Gut zu wissen 🙂